Kohlengräberland-Chronik 2009-2008

2009-09   Hoffnung für das Kohlengräberland – OB Horst Schiereck sagt Unterstützung zu

Nach der Überschwemmung der Lagerräume des Theaterprojektes der EFG und des schuleigenen Tonstudios folgte eine ernüchternde Bilanz: Auf rund 12.000 Euro beläuft sich der materielle Schaden, den die Wassermassen im Keller der Schule angerichtet haben, so Lehrerin Isa Tappenhölter und Lehrer Ulrich Kind. Kulissen und Inneneinrichtung wurden endgültig vernichtet, Instrumente und Technik, z.B. das Bühnenkeyboard schwer beschädigt. (siehe Bericht unten).Weit über 100 Schülerinnen und Schüler der EFG sind akut betroffen und hoffen für die zurzeit laufenden Projekte auf schnelle und unbürokratische Hilfe. Der Veröffentlichung auf der Homepage der Schule folgte spontan eine Fülle von Solidaritätsbekundungen von Schülern, Eltern und vielen Künstlern, die das Projekt seit Jahren begleiten. Darunter Fred Ape (Liedermacher und Konzertveranstalter), Joachim Heinemann (Musiker d. Heart Devils u. Odessa-Projekt), Michael Zachcial (Die Grenzgänger), die Musiker Frank Baier, Arne Wagner und Stefan Stoppok. Jetzt hat auch Oberbürgermeister Horst Schiereck seine Unterstützung zugesagt. Wir dokumentieren seinen Brief als Beispiel für viele andere:

Liebe Mitwirkende und Freunde des “Zeitgeist-Ensemble- und “Kohlengräberland-Projekts, da ich das engagierte Projekt kenne und sehr schätze, tut es mir leid, von den Problemen zu erfahren, die als Folge des Wasserschadens eingetreten sind.
Weil junge Menschen mit dem Kohlengräberland-Projekt auf beispielhafte Art und Weise unsere Geschichte und menschliche Schicksale nacherleben und weitergeben können, muss das Fortbestehen gesichert sein. Die Beteiligung bekannter Künstler spricht für die Qualität der Arbeit der Schülerinnen und Schüler.
Ich hoffe, dass es gelingt, die zum Teil originalen Teile aus vergangener Zeit wiederzubeschaffen und ebenso Ausstattung Technik wieder auf den Stand zu bringen, der die Weiterführung des Projektes gewährleisten kann. Dazu sage ich gern meinen Beitrag zur Unterstützung zu.

Mit freundlichen Grüßen
Horst Schiereck,
Oberbürgermeister der Stadt Herne

(Foto: Stadt Herne)

 

2009-09-25   “Ich sach ma: normal” – Franziska Mense-Moritz in der EFG
Rund 800 Euro an Spenden für das Kohlengräberland

„Normal“ war das ganz bestimmt nicht, was Franziska Mense-Moritz am Freitag, 25. September, in der Aula der EFG bot, aber dafür um so lustiger. „Ich sach ma: normal“ heißt das neue Programm der Dortmunder Kabarettistin, welches sie begleitet von Hans Wanning (Keyboard) auf die kleine Bühne der Schule brachte. Rund 160 Eltern und Schüler bildeten ein begeistertes Publikum, das sich von der Ex-Frontfrau des Rocktheaters N8chtschicht in Franzis ganz persönliche Welt voller Absurditäten enführen ließ. Da gab es die ponchobeklei-dete Alt-Alternative, den über einen Bienenstich philospophieren-den Proll oder die urkomische Jahreshauptversammlung der zwölf Monate. Natürlich waren auch wieder die „wandelnde Raucherecke“ und der herrlich schräge BVB-Fan mit dabei – Kultfiguren, die allein schon beim Auftritt Lachstürme vor sich her treiben. Mit 90 Minuten und drei gerne gege-benen Zugaben weckte die Komödiantin bei allen Beteiligten den Wunsch für eine baldige Wiederholung.
Spenden für das Kohlengäberland
Freuen konnte sich auch das Theaterprojekt „Kohlengräberland“ der Schule, das gemeinsam mit dem Förderverein die Veranstaltung organisiert hatte. Wie auf unserer Homepage berichtet, wurden beim Hochwasser Anfang Juli die gesamten Requisiten und Teile der Technik vernichtet. Die Lehrer Ulrich Kind, Isa Tappenhölter und die Künstlerin des Abends riefen daher an diesem Abend zu Spenden für die jungen Akteure auf. Insgesamt kamen so rund 800 Euro zusammen. Mense-Moritz steuerte eine antike Knappen-Uniform bei, bestehend aus Jacke und Helm für den Fundus der Gruppe.

 

2009-08-15 Hochwasser vernichtete Instrumente und Requisiten – Künstler senden Solidaritätsmails

Eine böse Überraschung erlebten die Schüler und Lehrer des Unterrichtsfaches „Kohlengräberland“ nach den Ferien. Am ersten Freitag in den Sommerferien hatte ein Unwetter nicht nur den Proberaum, sondern auch noch 50m² Kulissenraum des Theaterprojektes „Kohlengräberland“ unter Wasser gesetzt. Nach ersten Schätzungen geht die Schadenssumme in den hohen vierstelligen Be-reich.

Lehrer Ulrich Kind ist entsetzt: „Da der Schaden scheinbar zu spät entdeckt wurde, sind sämt-liche Kulissen, und Materialien, die wir in den letzten 8 Jahren mühevoll zusammengetragen und durch Spenden finanziert haben, darunter historische Sammlerstücke, zerstört worden.“ Auch umfangreiche Schülerarbeiten, die 2010 auf der Zeche Zollverein ausgestellt werden sollten, sind dem Schimmelpilz zum Opfer gefallen und wurden noch in den Ferien entsorgt. Für die Bezifferung des Schadens an einem Profi-Keyboard wird zurzeit ein Gutachten erstellt. Jetzt hoffen Ulrich Kind und Kollegin Isa Tappenhölter, dass die Gebäudeversicherung der Stadt als Schulträgerin für den Schaden aufkommt bzw. eine andere Lösung zur Finanzierung des Ersatzes gefunden wird. Erste positive Gespräche mit dem städtischen Gebäudemanagement haben bereits stattgefunden. Ulrich Kind: “Wir sind zuversichtlich.”
Inzwischen haben sich eine Reihe von namhaften Künstlern, die mit den „Kohlengräbern“ zusam-mengearbeitet haben, per Email solidarisch mit den Betroffenen erklärt. Die Texte der Schreiben dokumentieren wir im Anhang dieses Artikels.

Fred Ape, Liedermacher aus Dortmund (Ex-Ape, Beck und Brinkmann)

Ihr Lieben! Das tut alles sehr weh. Und das kann es auch nicht gewesen sein. Ich hoffe für Euch, dass dadurch das Projekt nicht gestorben ist, an das ich wunderbare Erinnerungen habe. (Wo, wenn nicht hier?) In der Erich Fried Gesamtschule, hatte ich mal ein Konzert, bei dem ich im Leben nie damit gerechnet hätte, dass 15-16jährige Kids ein Arbeiterlied mitsingen, ja es auswenig können? Auswendiger als ich? Ganz wichtig, macht weiter, und wenn Ihr mich dafür braucht, wie auch immer, ich käme wieder!
Fred Ape

Bochumer Kulturrat e.V.

Das ist eine böse Katastrophe für Euch alle, die Ihr das ZEitgeist-Ensemble darstellt: Ina und Ulrich als langjährige Verkörperungen dieser tollen Initiative wie auch die Schülerinnen und Schüler, die derzeit mit ihrem Programm auf der Bühne stehen, aber auch für die, die in früheren Jahren Zeit, Elan, Fantasie, Ideen und Arbeitskraft in das Projekt gesteckt haben. Wir haben auf der Bühne des Kulturmagazins das ZEitgeist-Ensemble mit verschiedenen Kohlerngräberprojekten erlebt. Als Kulturschaffende, die ständig mit Künstlern der verschiedenen Genres umgehen, waren wir immer wieder begeistert von den Leistungen der jungen Menschen unter der Leitung der beiden von Idealismus beseelten Pädagogen. Es waren nicht nur die Qualität der musikalischen und darstellerischen Leistungen, sondern vor allem auch der Inhalt des Projektes, das in seinem Namen so unterschiedliche Aspekte wie Vergangenheit und Verlust der Arbeitswelt, Identitätssuche, Umgang mit neuen, ungewohnten, fremden Konditionen, aber auch Vergangenheit und Gegenwart rassistischer und nazistischer Elemente verkörpert. Solche sozialen und politischen Inhalte über die Freude an der künstlerischen Arbeit zu vermitteln, ist das ideale Rezept dieses Projektes, das mit dem Wassereinbruch also nicht nur eine herbe finanzielle Einbuße, sondern insbesondere einen emotionalen Tiefschlag versetzt bekam. Wir hoffen trotz und alledem, dass es weiter geht an der Erich-Fried-Gesamtschule und dass sich viele Helfer und Unterstützer finden mögen!
Ilse und Gerd Kivelitz vom Bochumer Kulturrat e.V.

Cybercity Ruhr

Liebe Schüler/innen!!
es tut uns sehr Leid was passiert ist. Wenn wir euch in Form von Aufmerksamkeitsbeschaffung irgendwie helfen können, dann meldet euch bei uns. Es ist auch nicht einzusehen, dass ausgerechnet ihr, wo ihr so tolle Modelle erarbeitet habt, nun nicht bei der finalen Ausstellung auf Zollverein dabei sein sollt. Wenn wir das Geld für die Materialien aufbringen können, hättet ihr dann Lust noch mal zu bauen? Ihr habt Zeit bis November 2010, ist nur eine Idee, aber eure arbeitsintensiven und wunderschönen Modelle jetzt nicht dabei zu wissen, macht auch uns traurig. Ich wünsche euch viel Kraft und, dass ihr mit dieser Enttäuschung klarkommt. Versucht es irgendwie als Herausforderung anzunehmen, besser als alles hinzuschmeißen und zu verzweifeln.
Ganz liebe Grüße von Christina + Graham + Anja (Cybercity Ruhr)

Michael Zachcial, Liedermacher “Die Grenzgänger”

Seit Jahren schätze ich Euere künstlerische und pädagogische Arbeit sehr und spreche im Kollegenkreise mit großem Respekt von Eueren Projekten! Nun habe ich von Eurem “Tsunami” erfahren: Alle Kulissen und Requisiten durch ein Unwetter vernichtet. Ich kenne aus eigener Erfahrung ähnliche Katatstrophen und kann mir vorstellen, wie Euch zumute sein dürfte, wenn die Arbeit mehrerer Jahre an einem Tag verloren ist. Nun ist unbürokratische und vor alllem schnelle Hilfe angesagt! Finanziell kann ich leider nichts anbieten, aber es wäre sicher möglich, daß wir für Euch im Rahmen unserer nächsten Märztour spielen und Ihr die Einnahmen als Spende erhaltet.

 

2009-03-12 Learning by burning – Stoppok zu Gast in der EFG

Am Anfang war es nur ein Lied von Stefan Stoppok, welches der Zeitgeist-Chor der Erich Fried Gesamtschule fest in sein Repertoire aufgenommen hatte. Doch der Text machte neugierig und weckte den Wunsch, mehr über den Liedermacher aus dem Ruhrgebiet zu erfahren.

Daraus entstand die Idee, den Musiker zu einem Konzert in die Holsterhauser Gesamtschule einzuladen. Der Deal klappte und der Multinstrumentalist mit bayerischer Wahlheimat rückte auf Einladung des Kohlengräberland-Projekts an zu einem Solo-Konzert am 12. März in der viel zu kleinen Aula, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Unplugged und nur mit Percussion-Begleitung bot der Künstler einen Auszug aus seiner rund 25jährigen Bühnenkarriere. Besonders gut kam bei den Schülern und Lehrern das Lied „Learning by burning“ an, mit vielen Seitenhieben auf vorgeblich moderne Erziehungsmethoden. Höhepunkt des Konzertes war aber zweifellos der gemeinsame Auftritt mit dem Schülerchor unter Leitung von Lehrer Ulrich Kind. Das gefühlvoll, nachdenkliche „Wie tief kann man sehen“ brachte Gänsehautatmosphäre in das Publikum. So hätte es noch lange weitergehen können. Doch leider waren die zwei Stunden viel zu schnell herum. Vielleicht gibt es ja mal eine Wiederholung.

 

2009-02-16   Rheinhausen ist immer noch überall

Während Ministerpräsident Rüttgers in Detroit über das Schicksal der Opelarbeiter in Bochum verhandelte, standen die Schülerinnen und Schüler des „Kohlengräberland-Kurses“ im 10. Jahrgang der Erich-Fried-Gesamtschule in Herne auf ihrer Schulbühne und verfilmten ihre Zukunftsängste vor drohender Arbeitslosigkeit. Gefördert durch den Europäischen Sozialfond und den Arbeitskreis Deutscher Bildungsstätten nahmen alle 34 Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse des laufenden „Kohlengräber-land-Schulprojektes“ der Erich-Fried-Gesamtschule Herne an einer Medien-Fortbildung des Aktuellen Forums NRW vom 16. bis 21. Februar 2009 teil.
Hier setzten sie sich unter dem Titel „ArbeitsLos“ lebensnah mit ihren alltäglichen Erfahrungen aus dem Elternhaus sowie mit den Ängsten und Hoffnungen ihrer eigenen beruflichen Zukunft ausein-ander.
Selbst verfasste Theaterszenen wurden unter fachkundiger Anleitung der Hamburger Medienpäda-gogin Gesa Becher und den Kursleitern Isa Tappenhölter und Ulrich Kind inszeniert, dann vor laufen-der Kamera aufgeführt und schließlich professionell zu einem Projektfilm montiert. Es entstand so eine Sozialreportage zum Thema „Arbeitslosigkeit im Revier“.
Alle Teilnehmer waren am Donnerstag besonders gespannt auf den „Krupp-Rheinhausen-Tag“, an dem die Duisburger Betroffenen und Aktiven des größten und bis heute auch wohl außer-gewöhnlichsten Arbeitskampfes im Jahre 1987 über ihre Erlebnisse vor, während und nach der Schließung des Krupp-Stahlwerkes berich-teten und den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort standen.
Viele der damals von der Werksschließung be-troffenen Kruppianer haben schon früh einen Ausweg aus ihrer persönlichen Katastrophe ge-sucht und gefunden und sind bis heute sozial-engagiert in der Jugend-, Kirchen-, Sozial-, Bildungs- und Gewerkschaftsarbeit.
„Eine der anstrengendsten Wochen in meiner ganzen Schulzeit, aber spannend und lehrreich für die Zukunft!“, meint ein 16-jähriger Schüler des Projekts. „Krupp, Nokia, Hertie und jetzt gerade wieder Opel! Da sieht man doch, es kann schon morgen jeden von uns treffen. Rheinhausen ist eben noch überall!“

 

2008-12-18   Liedermacher Frank Baier gab spontanes Konzert im “Kohlengräberland”

Eigentlich war Frank Baier nur privat zu Besuch bei Lehrer Ulrich Kind. Doch wurde daraus ein spontanes Konzert in der Erich-Fried-Gesamtschule. Bei einer Stipvisite im WPII Kurs “Kohlengräberland” am 18. Dezember 2008 ließ sich der Liedermacher nicht lange bitten, holte Ukulele, Akkordeon und Gitarre aus dem Auto, schnappte sich einen Stuhl nebst Notenständer und legte los. Die zum Teil spontan zusammen-gerufenen rund 90 Schüler waren begeistert. Der 65jährige Lieder-sänger hat in seiner über 30jährigen Bühnenlaufbahn nichts an Frische, Biss und Ironie verloren. Mit Arbeiterliedern und vertonten Gedichten aus der vergangenen Jahrhundertwende schlug er mühe-los die Verbindung zu heutigen Lage an der Ruhr. Baier machte auf seine Weise den Jugendlichen deutlich, dass der Zusammenhang zwischen Profitstreben und Massenarbeitslosigkeit im Revier eine über hundertjährige Tradition hat. Dazwischen erzählte er nachdenklich machende Geschichten aus der Arbeiterbewegung oder er sinnierte kritisch über die sogenannte Globalisierung. Als der Lieder-macher nach zwei mal 45 Minuten den Gitarrenkoffer wieder zuschnappen ließ, hinterließ er eine beeindruckte Schülergruppe, die auf diese Weise einen Eindruck vom Leben ihrer Großväter und Urgroßväter erhalten hatte.

 

2008-11-25 Im Auftrag des Paten – Comedy-Top-Act in der EFG

“Ich habe meine Eltern in meinem ganzen Leben noch nie so lachen sehen, die sind ja total ausgerastet. Klasse!” Ein Schülerkommentar von vielen. Gemeint ist der Auftritt von Roberto Capitoni am 25. November in der Aula der EFG.  Mit dem Auftritt des First-Class Comedians und Halbitalieners ist dem Kohlengräberland-Team ein ganz großer Wurf gelungen. In der fast vollbesetzten Aula erlebten die rund 180 Zuschauer ein wahres Feuerwerk an Gags und Pointen.
Roberto Capitoni nahm das Publikum mit auf eine Reise quer durch Italien und stieß dabei auf Geheimnisse, die man so bislang nur aus Mafia-Filmen kannte. Da ging es zum Beispiel um einen mysteriösen Teppich, den er im Auftrag seines dubiosen Patenonkels zu seiner Tante Rosina nach Sizilien transportieren sollte. Da sein Onkel aber ständig das Verlangen nach Pasta und Pizza verspürt, wie es sich für einen echten Italiener gehört, kommen sie nur sehr schleppend voran. Stattdessen erleben die beiden kuriose Geschich-ten zwischen Wahnsinn und Nervenzusammenbruch.
Dabei hielt es das Publikum nicht lange seinen Sitzen. Und als Capitoni noch zum gemeinsamen Tanz aufforderte, gab es kein halten mehr. Und am Ende stand der Wunsch nach mehr. Hoffentlich gelingt es den Machern aus dem Kohlengräberland noch einmal diesen Ausnahmekomiker nach Herne zu holen. Volles Haus ist garantiert.

Hier noch ein paar Stimmen aus dem Publikum:
Lieber Roberto,
ich fand deinen Auftritt extrem lustig. Ich würde mich freuen, wenn du mit deinem nächsten Programm wiederkommst und uns begeisterst.

Guten Tag Herr Capitoni,
ich fand Ihre Vorstellung gestern super und sehr unterhaltsam. Meine Eltern und ich haben abends immer noch darüber geredet und das bis 1°°Uhr nachts. Ich würde mir die Vorstellung immer wieder ansehen. Sie haben einen neuen Fan!
Sehr geehrter Herr Capitoni,
Ihre Show war einmalig. Eigentlich mag ich keine Comedy, doch Ihre Show war …. wow!!!
Ich habe mich vor Lachen hingeschmissen und nach der Show hatte ich davon Bauchschmerzen. Außer der Nummer mit dem Titanic-Film (gemein!) war alles total toll und meine Eltern haben sich geärgert, dass sie nicht mitgekommen sind.

Ich habe meine Eltern in meinem ganzen Leben noch nie so lachen sehen, die sind ja total ausgerastet. Klasse!

2008-05-24   Giftiges Erbe – 20 Jahre nach Dorstfeld-Süd
Kohlengräberland-Schüler erinnern im Bochumer Kulturrat an den Altlasten-Skandal in Dortmund

„Man muss vergessen können, um weiterzuleben“, sagt Roland Kusterer. Doch an diesem Abend im Bochumer Kulturrat holt ihn die Erinnerung ein, reißen alte Wunden auf. Rund 25 Jahre ist es her, dass der damals noch junge Mathematiker seiner Familie und sich den Traum von eigenen Heim erfüllen wollte. Aber der Wunsch, kaum erfüllt, wurde zum Albtraum.

Auf der Suche nach günstigem Bauland in der Nähe seines Arbeitsplatzes an der Dortmunder Uni wurde Kusterer im Süden von Dortmund-Dorstfeld fündig. Im Bereich einer Industriebrache entstanden seinerzeit günstige Eigenheime für junge Familien.
Später begann die Sache zu stinken, und das wortwörtlich. Nach dem Einzug stiegen übel-riechende Gase aus den Vorgärten auf. Gutachten bestätigten den Verdacht. Auf dem Gelände der alten Kokerei lag tonnenweise Giftmüll herum. Statt ihre Vorgärten zu pfle-gen, lernten die Bewohner der Siedlung nun ganz neue Worte: Benzol, PCB, Schwefeldioxid usw. Ein offiziell bestellter Gutachter bescheinigte den jungen Familien ein 20fach erhöhtes Krebsrisiko gegenüber der Restbe-völkerung.
Die Stadt Dortmund schien zunächst wenig beeindruckt, wiegelte ab, beruhigte, wo es nichts zu beruhigen gab. Erst ein Beitrag in der Sendung Monitor brachte die Wende, zumin-dest für die am stärksten betroffenen Anwoh-ner. Die Stadt bot den Rückkauf ihrer Häuser an. Weniger gut weg kamen die Bewohner der sogenannten Randgebiete. Sie stießen lange Zeit auf die tauben Ohren nicht nur des damaligen Oberstadtdirektors Harald Heinze. Wer mehr wollte, als eine finanzielle Teilentschädigung für „entgangene Wohnfreuden“, musste vor den Kadi ziehen. Doch nicht alle hatten das nötige Kleingeld, um mehrere tausend Mark an Prozess- und Anwalts-gebühren vorstrecken zu können. So waren es am Ende nur noch wenige, die den schwierigen Weg durch die Instanzen bis zum erfolgreichen Ende beschreiten konnten.

Inzwischen schien längst Gras über die Sache gewachsen zu sein. Auf der Suche nach neuen Themen stieß die Theater-AG „Kohlengräberland“ der Erich-Fried-Gesamtschule Herne auf die Geschichte. Die Lehrer Ulrich Kind und Isa Tappenhölter entwickelten gemeinsam mit den Schülern der dama-ligen Jahrgangsstufe 10 über ein Jahr hinweg Texte, Szenen und Lieder über den ersten großen Um-weltskandal auf ehemaligen Industriebrachen im Ruhrgebiet. Herausgekommen ist der 70minütige Film “Giftges Erbe”, der unter die Haut geht. Im Beisein von Betroffenen wurde am 24. Mai noch einmal die beklemmende Atmosphäre unter den Bewohnern der Siedlung ins Gedächtnis gerufen. In einer anschließenden Podiumsdiskussion schilderten Roland Kusterer, Karl-Heinz Hobucher und die Familie Obenaus noch einmal ihre Ängste um ihre Existenz und ihre Gesundheit, aber auch ihre maßlose Enttäuschung über die damalige Politik, von der sie sich noch heute Stich gelassen fühlen.
Oberstadtdirektor Heinze dagegen ging aus der Affäre als vermeintlich erfolgreicher Krisenmanager hervor und startete in eine erfolgreiche Karriere quer durch die Aufsichtsräte und Vorstände kom-munaler Firmen. Sein aktuelles Projekt: Umgestaltung der Industriebrache des ehemaligen Stahl-werks in Dortmund Hörde zum grünen Naherholungsgebiet Phönixsee.
Auch in Dorstfeld Süd wächst wieder Gras in den Vorgärten. Doch es ist immer noch nicht hoch genug.