Der Hiltroper Volkspark wurde im Jahr 1929 von der Stadt Bochum nach der Eingemeindung der Ortsteile Gerthe und Hiltrop angelegt und diente hauptsächlich den Arbeiter- und Bergarbeiterfamilien mit seinem großzügigen „Planschbecken“ und einem Kiosk mit Café als beliebtes Naherholungsgebiet. Der Park erstreckt sich über 1,5 Km vom Eingang am Castroper Hellweg 365 (“Kitsch-Bude”) über die Hiltroper Heide / Dreihügelstraße zum den Weg “Hiltroper Busch” (Nähe Karl-Ernst-Straße) bis zur unteren Hiltroper Landwehr an der Herner Stadtgrenze.
Google-Maps-Standort: 51°30’59.6″N 7°16’20.2″E
In den 1940er Jahren befand sich im gesamten Bereich des ” Gerther Fest- und Kirmesplatzes” das “Lager Heinrichstraße“, das von der Zeche Lothringen gemeinsam mit der Eisen- und Hüttenwerk AG betrieben wurde. Hier waren ca. 650 Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiter unter menschen-unwürdigen Verhältnissen untergebracht und wurden von hier aus täglich zur Arbeit getrieben. Nach Kriegsende wurden in diesen Baracken zunächst Kriegsflüchtlinge, ab Ende der 1950er Jahre dann “Gastarbeiter” der Zeche untergebracht. Erst um 1967 wurden die Baracken beseitigt, 1968 fand auf dem “Gerther Kirmesplatz” wieder ein Schützenfest und Kirmes statt.
Google-Maps-Standort: 51°31’02.4″N 7°16’14.9″E
Im Jahr 2019 wurde der Gerther Kirmesplatz auf Antrag der Schülerinnen und Schüler des Kohlengräberland-Projekts vom LWL und der Stadt Bochum unter Bodendenkmalschutz gestellt. Nun wünschen sich die “Kohlengräber” hier die Schaffung eines Erinnerungs- und Gedenkortes für die Opfer der Zwangsarbeit am Gelände des ehemaligen Gefangenenlagers der Zeche Lothringen.
Google-Maps-Standort: 51°31’04.5″N 7°16’03.9″E
Giftiges Chrom-VI der Zeche und Holzimprägnieranlage Lothringen V im Wasser des Hiltroper Parks
Im Ostbach und seinen südlichen Zuflüssen wurden im Jahr 2009 erhebliche Chrom-VI-Konzentrationen festgestellt. Dieser Stoff ist giftig, krebserregend und erbgutschädigend. Verursacher der Chrom-VI-Belastung ist das Gelände der ehem. Zeche Lothringen V, auf dem in einer Holzimprägnieranlage über einen Zeitraum von etwa 70 Jahren (bis 1991) Teeröle und Chrom-Arsen-Salze zum Einsatz kamen. Auf dem Gelände der Imprägnieranlage und im näheren Abstrom sind erhebliche Chrom-VI-Belastungen des Grundwassers in 17 Metern Tiefe festgestellt worden. Von dort aus konnte das sehr giftige, gut wasserlösliche und damit hoch mobile Chrom-VI zu den Quellen des oberen Ostbachtals gelangen.
Um einen weiteren Eintrag des Chrom-VI zu verhindern, wurde die gesamte Fläche der ehem. Zeche Lothringen V im Jahre 2013 ebenfalls mit einer Tondichtungsbahn gesichert und die Reduktion des Chrom-VI zu dem weniger mobilen Chrom-III angestrebt. Hierzu wurde ab Juni 2015 dem abströmenden Grundwasser Eisen(II)sulfat und Melasse zugesetzt. In dem Bereich des direkten Quellzufluss wurde eine Sanierungsanlage installiert, in der das belastete Quellwasser in einem Sammelschacht von Chrom-IV zu Chrom-III reduziert, abgefangen und gereinigt wieder in den Ostbach geleitet wird. (Quelle: https://www.bayceer.uni-bayreuth.de/FH-DGGV-2018/de/prog/bayconf/beitrag_detail.php?id_obj=15884)
Google-Maps-Standort: 51°31’10.7″N 7°15’52.9″E
Google-Maps-Standort: 51°31’10.8″N 7°15’48.8″E
Google-Maps-Standort: 51°31’10.5″N 7°15’47.1″E
Google-Maps-Standort: 51°31’13.1″N 7°15’50.4″E
Die Sperrung der Bäche und die Beseitigung des Wasserspielplatzes aufgrund der giftigen Chrombelastung der Gewässer durch Altlasten der Zeche Lothringen V erfolgte im Jahr 2010.
So verlor das ehemals prächtige Vorzeige-Naherholungsgebiet zusehends an Attraktivität und erscheint heute teilweise eher verwahrlost. Wildwuchs entlang der Parkwege verwehrt Eltern den Blick auf ihre spielenden Kinder. Der für viel Geld zwangsweise eingezäunte, ehemalige Teich präsentiert sich dem Besucher heute nur noch als stinkende Kloake.
Google-Maps-Standort: 51°31’18.4″N 7°15’45.9″E
Seit den 1990er Jahren wandelte sich die historische Parklandschaft maßgeblich. Durch Maßnahmen zur „Renaturierung“ und den Rückbau der verrohrten Bachläufe wandelte sich die früher weiträumige Parklandschaft mehr und mehr zum „naturnahen“ Kleinwald. Fehlende Investitionen der Stadt Bochum über die letzten Jahrzehnte ließen nur notdürftige Pflegemaßnahmen für das Gelände zu, notwendige Reparaturen ließen – trotz lautstarker Bürgerproteste – viel zu lange auf sich warten.
Google-Maps-Standort: 51°31’22.6″N 7°15’43.8″E
Google-Maps-Standort: 51°31’32.0″N 7°15’36.9″E
So schrieb Max Ibing im Jahr 1958 über den Hiltroper Volkspark. Man vergleiche die damalige Darstellung mit dem heutigen Zustand:
„Die vor dem [ersten] Krieg angekauften Waldflächen in Hiltrop wurden aufgeforstet und zu einem ausgedehnten Volkspark derart hingerichtet, daß man glaubt, im Sauerland zu sein. Es ist ein Erholungs- und Schmuckgebiet für den ganzen Bochumer Norden geworden, aber auch die Innenstadt könnte davon profitieren. Ein Schwan- und Ententeich belebt ein Grüntal, in dem noch viele reine Quellen sprudeln, ein zweiter großer Teich in einem anderen Wiesental dient den Schlittschuhläufern zum Wintervergnügen, eine Rodelbahn erfüllt den gleichen Zweck, ein Planschbecken mit Kinderspielplätzen bietet den Kindern unter der Aufsicht ihrer Mütter frohe Stunden in dieser grünen Parklandschaft. Man muß es der Stadt Bochum bescheinigen, daß sie sich auch nach der Eingemeindung [am 1. Aug. 1929] dieses schönen Fleckchens Erde weiterhin liebevoll angenommen und dieses Werk der ehemaligen Gemeinde bestens gepflegt und fortgesetzt hat. Wie früher schon gesagt, ist die Rettung dieser Oase mitten im Gewirr der Fördertürme und Schlote noch gerade zur rechten Zeit gekommen.“ […] „Gerthe liegt auf der Höhe, und Gerthe ist auf der Höhe! Man möge sich dieses Zitat zu Herzen nehmen und sich für seine Heimat einsetzen!“
Auszug aus: Max Ibing: „Geschichte der Stadtteile Gerthe und Hiltrop“, 1958
(Stand: 2020-06-05-16:48)