Die Zusammenarbeit des Kohlengräberland-Projekts mit dem Bergmanns-Kameradschaftsverein Glückauf Gerthe 1891 e.V.
Die Anfänge der Kooperation
Durch die Arbeit an den Theater-/Film- und Erinnerungsprojekten „Viele Grüße, Ingrid!“ und „ÜberLebenswege“ in den Jahren 2015 bis 2017 entwickelte sich im Zuge der Recherchen und Interviews durch die intensive Zusammenarbeit und ein enges Vertrauensverhältniszwischen den Herner Schülern und betagten Zeitzeugen aus dem Bochumer Norden .
Viele dieser Senioren sind auch Mitglied im Bergmanns-Kameradschafts-Verein „Glückauf Gerthe 1891 e.V (kurz: BKV). Sie berichteten den Jugendlichen bei den Zeitzeugen-Interviews – neben ihren Erinnerungen an die NS- und Kriegszeit – immer wieder auch von ihren Erlebnissen im Bergbau, dem Arbeiter- und Hausfrauen Alltag und auch von regionalpolitischen Ereignissen.
Im Herbst 2015 unterstützten die Kohlengräberland-Schüler der Herner Erich-Fried-Gesamtschule den Gerther Knappenverein bei den Vorbereitungen und der Gestaltung des Jubiläumsjahres 2016 zum 125. Bestehen des Vereins.
Paul Hoffmann, der Leiter des Filmarchivs „Kinemathek im Ruhrgebiet“ und ehemalige Darsteller präsentierten den Ruhrgebiets-Films “Der Platz an der Halde” aus dem Jahre 1952/’54. Nach der Filmvorführung und zahlreichen Hintergrundinformationen zu den Nachkriegs-Dreharbeiten, folgte ein angeregtes Gespräch mit ehemaligen Darstellerndem und dem Publikum, denn Werner Nettler, der damalige 1. Vorsitzende des Knappenvereins hatte in seiner Jugend eine kleine Nebenrolle in dem Film gespielt.
Die Kohlengräber recherchierten in den Presse- und Bildarchiven von Herne und Bochum nach historischen Aufnahmen von der Zeche Lothringen, um daraus erstmals einen Knappen-Kalender zu gestalten. Nach dieser “Erstausgabe” folgten 3 weitere Jahreskalender.
Mit den Einnahmen des Kalenders beteiligten sich die Kohlengräber mit dem BKV an der Finanzierung der aufwendigen Bühnentechnik für das abendfüllende Konzertprogramm “KulturhauptPott” des Zeitgeist-Ensemble Ruhr im Jubiläumsjahr 2016 in der Gerther Christuskirche.
Der musikalisch-literarische Streifzug durch 150 Jahre Bergarbeiter- und Ruhrgebietsgeschichte begeisterte fast 400 Zuhörer.
Auch dokumentierten die Kohlengräberland-Schüler den traditionellen Barbara-Gottesdienst der Knappen im Dezember 2015.
Im Rahmen der anschließenden Barbara-Feier im Gerther Gemeindehaus organisierten die Schüler auch ein Fotoshooting mit den Knappen und fertigten hochwertige Schwarz-Weiß-Portraitfotos von den ehem. Bergleuten und ihren Ehefrauen an.
2016 – 2018 kämpften Kohlengräber und BKV gemeinsam gegen den drohenden Abriss des historischen Verwaltungsgebäudes der Zeche Lothringen und die beabsichtigte Ansiedlung eines ALDI-Supermarktes. Sie halfen mit, mehr als 6.500 Unterschriften für den Erhalt des Zechengebäudes zu sammeln.
Seit 2016 nehmen die Kohlengräberland-Schüler*innen gemeinsam mit dem BKV an den Andachten zum Totensonntag am Bergmannsdenkmal auf dem Gerther Friedhof teil und wirken dort aktiv mit.
Von 2017 bis 2018 setzten sich die Kohlengräber gemeinsam mit dem BKV für die Wiederherstellung der gestohlenen Grabplatten der 118 Opfer der Schlagwetter-Katastrophe am 8. August 1912 ein und waren damit erfolgreich. Neue Grabplatten mit den Namen aller 118 Unglücksopfer wurden von der RAG installiert.
Im Jahr 2019 stellten Kohlengräber und BKV einen Antrag auf Bodendenkmalschutz für das Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiter-Lagers der Zeche Lothringen an der Heinrichstraße und waren damit erfolgreich. Das Gelände wurde Anfang 2019 unter Denkmalschutz gestellt.
Seit 2019 setzen sich Kohlengräber und BKV gemeinsam für die Instandsetzung der Grabstätten der Kriegsopfer und Zwangsarbeiter*innen auf den Friedhöfen in Gerthe und Hiltrop ein. Nun haben der Regierungspräsident Arnsberg, die Stadt Bochum sowie der Volksbundas Kriegsgräberfürsorge die zukünftige regelmäßige Pflege der Erinnerungsstätte zugesagt.
Ende 2019 stellten Kohlengräber und BKV gemeinsam den Antrag auf Erhalt und Umbenennung des Gerther Kirmesplatzes und die Schaffung eines Erinnerungs- und Gedenkortes für die ehemaligen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen der Zeche Lothringen.
Anfang 2020 schloss sich der BKV dem Antrag des Kohlengräberland-Projekts auf Verlegung von “Stolpersteinen” für die Gerther Opfer von NS-Terror und Shoah an. Der Antrag wurde genehmigt, die Stolpersteine werden im Laufe des Jahres 2021 in der Gerther Lothringer Straße verlegt.