Badetag unterm Förderturm

„Samstags war Badetag…“

Zeitzeugen-Erinnerungen an Kindheitserlebnisse der 1940er- und 1950er-Jahre

Kohle-Badeofen (Foto: wikipedia)

„In den Arbeiterwohnungen der alten Zechensiedlungen gab es keine Badezimmer mit einem Kohle-Badeofen, die gab es höchstens nur in den Häusern der „Zechenbeamten“. Erst in den 1950er-Jahren nach dem Krieg wurden Wohnungen mit einem eigenen Badezimmer gebaut.

In der Regel war alle vier Wochen der Samstag bei uns „Badetag“. Am späten Nachmittag wurde der große Einkochkessel voller Wasser auf dem Kohleherd in der Küche erhitzt und dann wurde die Badewanne aus Zinkblech über die steile, enge Kellertreppe nach oben in die Küche geschleppt.

„Volksbadewanne“ (Foto: wikipedia)

Einige Familien holten dafür ihre „Volksbadewanne“ aus der Waschküche, bei uns gab es nur die große Zinkwanne, die auch zum Wäschewaschen benutzt wurde. Die wurde für die kleinen Kinder dann auf zwei Küchenstühle gestellt, damit sich die Mutter für die kleinen Kinder nicht so oft bücken musste.

Bei vielen Familien wurde aber auch in der Waschküche im Keller gebadet, die war natürlich nicht geheizt. Mit Wasser musste gespart werden, es kostete Geld. Bei Familien in sehr alten Häusern musste es eimerweise auch noch vom Flur oder sogar vom draußen geholt werden.

Handtücher, Waschlappen, Badebürste und Kernseife wurden zurechtgelegt. Das heiße Wasser vom Küchenherd wurde nun in die Zinkwanne gegossen und mit kaltem Wasser auf „Badetemperatur“ abgekühlt. An besonderen Tagen kam etwas „Badesalz“ oder Fichtennadel-Zusatz in die Wanne.

Ein „Dreckspatz“ nach dem anderen kam an die Reihe. Ich erinnere mich, dass vorher immer Diskussionen geführt wurden, wer zuerst hineindurfte. Erst die jüngsten Kinder, dann die älteren, wurden nun von der Mutter mit Kernseife eingeseift. Diese einfache Seife brannte schrecklich in den Augen, deshalb musste man sich den Waschlappen immer ganz fest vor das Gesicht drücken. Auch die Haare wurden natürlich mit der Seife gewaschen und danach mit Essigwasser ausgespült.

Schließlich wurde man mit einem Leinen-Handtuch abgetrocknet (Frottee-Handtücher und Weichspüler gab es damals noch nicht!) und dann bekamen wir einen Schlafanzug oder ein Nachthemd angezogen. Zum Schluss wurden die Haare ausgekämmt.

Bevor das nächste Kind an die Reihe kam, wurde mit einem kleinen Stieltopf der Schmutz von der Oberfläche des Badewassers (- meine Mutter nannte es den „Schmand“-) abgeschöpft.  Da wir 6 Kinder waren, wurde noch zwischendurch heißes Wasser nachgegossen, und das Badewasser zwischendurch meistens auch einmal gewechselt. Als letztes badete die Mutter im selben Wasser, in der Regel badeten die Väter nicht in der Zinkwanne, denn wenn sie Bergmänner waren, hatten sie sich ja schon in der Waschkaue der Zeche geduscht und den Kohlenstaub abgeschrubbt. 

Zum Schluss wurde das Badewasser mit Eimern aus der Wanne geschöpft um damit noch die Treppe und die Steine vor dem Haus zu scheuern. Oft wurde das Badewasser aber auch noch zum Einweichen der Buntwäsche oder für die Arbeitskleidung genutzt, wenn am nächsten Tag „Waschtag“ war. Die Zinkwanne wurde dann wieder in den Keller gebracht. Im Sommer wurde draußen auf dem Hof gebadet, damit die Küche sauber blieb.

Während der Woche hat man sich an der Waschschüssel mit Seife und Waschlappen und meistens kaltem Wasser gewaschen. Das Wasser musste hierfür jeden Tag im Krug (– meine Mutter hat dazu immer „Wasserteute“ gesagt –) heran– und auch wieder weggeschleppt werden.

(Beitrag zuletzt aktualisiert am 10.11.2025)