Kohlengräberland-Chronik 2024

17.11.2024  –  Volkstrauertag auf dem Gerther Friedhof

Kranzniederlegung zum Volkstrauertag am 17.11.2024 am Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf dem Friedhof in Bochum Gerthe (Foto: Kohlengräberland)

Am 17. November 2024 fand die zentrale Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung der Stadt Bochum und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. zum diesjährigen Vokstrauertag auf dem städtischen Friedhof in Bochum-Gerthe statt. In berührenden Redebeiträgen wurde den Opfern der vergangenen, aber auch der gegenwärtigen Kriege gedacht. 

Bericht in der Hallo BO-NORD zum Volkstrauertag 2024

(Die Rede von Carina Gödecke, NRW-Landtagspräsidentin und Kreisvorsitzende des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge, finden Sie unter folgendem Link: Carina Gödecke – Rede zum Volkstrauertag 2024 in Bochum-Gerthe)

Nach der Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer der Weltkriege besuchten die Anwesenden erstmalig auch das Gräberfeld der Gerther Opfer von Krieg, NS-Terror und Zwangsarbeit und legten dort Rosen ab. Für die Erhaltung und Instandsetzung der Grabanlage hatten sich die „Kohlengräber“ seit vielen Jahren eingesetzt ( weitere Informationen hierzu finden Sie unter https://www.kohlengraeberland.de/steinerne-zeugen-kriegsgraeber-in-bochum-gerthe-und-hiltrop/ ).

Volkstrauertag am 17.11.2024 – Rosen für die Gerther Opfer von Krieg, NS-Terror und Zwangsarbeit (Foto: Kohlengräberland)
Volkstrauertag am 17.11.2024 – Rosen für die Gerther Opfer von Krieg, NS-Terror und Zwangsarbeit (Foto: Kohlengräberland)

Auch am Ehrenmal für die 118 Opfer des Schlagwetter-Unglücks auf der Zeche Lothringen vom 8. August 1912 legten Vertreter des Bergmanns-Kameradschaftsvereins „Glückauf Gerthe 1891 e.V”. sowie Abordnungen der Gerther Vereine und der Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt einen Kranz nieder.

Volkstrauertag am 17.11.2024 – Kranzniederlegung für die Opfer des Schlagwetter-Unglücks der Zeche Lothringen vom 8.8.1912 (Foto: Kohlengräberland)

 

12.10.2024  –  Stadtteil-Spaziergang in Bochum Gerthe

Am 12. Oktober 2024 trafen sich Vertreter der Bürgerinitiativen aus Bochum-Gerthe, der Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt und interessierte Bürger*innen mit dem Bezirksbürgermeister Henry Donner zu einem “Stadtteil-Spaziergang”, um sich vor Ort über die Problembereiche im Vorort auszutauschen. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, der eigentlich zu der Veranstaltung geladen hatte, sagte seine Teilnahme kurzfristig ab.

Auch die Vertreter der Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt erörterten mit dem Bezirksbürgermeister und den engagierten Bürger*innen ungeklärte Fragen u. a. zum abgelehnten Denkmalschutz für das St. Maria-Hilf-Krankenhaus und dem nun drohenden Abriss des historischen Gebäudes sowie dem momentanen Sachstand für das Planungsgebiet “Gerthe-West” und die Auswirkungen auf den denkmalgeschützten Bereich des ehemaligen Zwangsarbeiter-Lagers an der Heinrichstraße.

WAZ Bochum-Nord zum Stadtteilspaziergang am 12.10.2024

 

„Glück auf!“ zur letzten Schicht

Kohlengräberland-Projektleiter Ulrich Kind (Foto: Gero Helm)

Nach 29 Jahren Lehrtätigkeit an der Erich-Fried-Gesamtschule in den Fächern Deutsch, Gesellschaftslehre und Darstellendes Spiel begibt sich Ulrich Kind nun in den sogenannten „Ruhe-Stand“.

Viele Herner verbinden seinen Namen mit dem „Kohlengräberland-Projekt“, zahlreichen Kultur- und Gedenkveranstaltungen und Theaterprojekten. Das Unterrichtsfach wurde von ihm unter dem Titel „Ruhrgebiet vor Ort“ im Jahr 1997 ins Leben gerufen und seitdem von über 1000 Schüler*innen in 26 Kursen für jeweils 2 bis 3 Schuljahre als Neigungsfach gewählt. Gemeinsam hat sich der Projektleiter mit seinen Schüler*innen auf unbekannte Pfade begeben und dabei viel Unerwartetes und Unvergessliches gelernt.

Neben der Bergbau- und Arbeitergeschichte des Ruhrgebiets widmeten sich die „Kohlengräber“ der Erinnerungs- und Gedenkarbeit und zahlreichen Zeitzeugen-Gesprächen. Auch das konkrete bürgerschaftliche Engagement für die Verlegung von „Stolpersteinen“ für die Opfer der Shoah, die Erhaltung von historischen Gebäuden, Kriegsgräbern und die Errichtung eines Gedenkortes auf dem Gelände eines ehemaligen Zwangsarbeiter*innen-Lagers der Zeche Lothringen in Bochum-Gerthe waren erfolgreich. Gemeinsam mit seiner Kollegin Isa Tappenhölter (2002 – 2023) erfuhren die „Kohlengräber“ bei ihrer Arbeit, dass auch Jugendliche durch bürgerschaftliches Engagement „vor Ort“ viel bewirken können. Allein in den letzten 15 Jahren wurde das bundesweit einmalige Unterrichtsprojekt mit 13 Bundes- und 6 Landesauszeichnungen preisgekrönt.

Das Nachfolgeprojekt „Spurensuche“ wird zukünftig Gedenkveranstaltung zum 9. November der „Kohlengräber“ an der EFG fortführen. „Ich wünsche meinen Nachfolgerinnen Anna Ertugrul und Lena Baltes und den zukünftigen Schüler*innen viel Neugier, Erfolg und jede Menge Kraft und Durchhaltevermögen. Ich bedanke mich bei allen Wegbegleitern und Unterstützern, Zeitzeugen, Förderern und Freunden, die unsere zahllosen Erinnerungs-, Theater-, Musik- und Kultur-Projekte erst ermöglichten. Ausdrücklich erwähnen möchte ich hier auch Volker Brockhoff für die mediale Unterstützung der Kohlengräberland-Homepage, dem Herner Stadtarchiv sowie Norbert Arndt und die Herner DGB-Geschichtswerkstatt, mit denen wir „Kohlengräber“ über viele Jahre kooperierten und beeindruckende Gedenkveranstaltungen und -projekte realisierten“, so Ulrich Kind.

Sein besonderer Dank gilt auch allen Sängerinnen des „Zeitgeist-Ensemble Ruhr“ (gegründet 2001), von denen einige mit ihm bis heute gemeinsam und unermüdlich auf der Bühne stehen. Neben dem abendfüllenden Programm „KulturhauptPott“ erinnert sich Ulrich Kind gerne an die letzten bewegenden Auftritte in der Bochumer Synagoge.

Die Arbeit der „Kohlengräber“ wird auch nach der Pensionierung des Lehrers fortgeführt. Bereits 2018 wurde die „Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt unterm Förderturm der Zeche Lothringen“ gegründet und die Kohlengräberland-Homepage ins Leben gerufen. Viele langjährige Projekte werden fortgeführt, neue Projekte warten auf ihre Realisation.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Recherche- und Erinnerungsarbeit der „Kohlengräber“ auch zukünftig zu verfolgen und tatkräftig zu unterstützen.

Artikel in der Herner WAZ vom 16.08.2024

 

05.07.2024  –  „Dr.-Otto-Ruer-Preis 2024″ – Auszeichnung für das Kohlengräberland-Projekt und das Zeitgeist-Ensemble Ruhr für langjährige Erinnerungs- und Gedenkarbeit

Preisverleihung Dr.Otto Ruer-Preises 2023/2024 am 05.07.2024 in der Aula der Erich-Fried-Gesamtschule Herne an Kohlengräberland-Projekt und Zeitgeist-Ensemble Ruhr (Foto: Kohlengräberland)

Am 5. Juli 2024 verlieh der „Freundeskreis Synagoge Bochum-Herne-Hattingen“ den Dr.-Otto Ruer-Preis 2023/2024 in der Aula der Erich-Fried-Gesamtschule Herne an das Kohlengräberland-Projekt und das Zeitgeist-Ensemble Ruhr für ihre Erinnerungs- und Gedenkarbeit in den vergangenen 26 Jahren. Wir freuen uns über diese besondere Würdigung für unsere Erinnerungs- und Gedenkarbeit in den vergangenen 26 Jahren und gratulieren den drei weiteren Wettbewerbsgewinnern.

Den umfassenden Projektbericht unserer langjährigen Erinnerungsarbeit für die Shoah-Opfer finden Sie unter dem folgenden Link: Kohlengräberland Beitrag Dr.Ruer-Preis 2023-2024

 

13.06.2024  –  Bundespreis “Demokratisch Handeln 2023” für die Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt

Preisverleihung des Bundeswettbewerbs Demokratisch Handeln 2023 an die Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt am 13.06.2024 in Berlin (Foto: Kohlengräberland)

Am 13.06.2024 wurde die Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt beim „Junify Demokratie-Festival“ des Förderprogramms „Demokratisch Handeln“ in Berlin erneut mit einem Bundespreis ausgezeichnet. Die Jury würdigte mit ihrer Entscheidung die Homepage der Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt. Wir gratulieren ebenfalls allen weiteren Gewinnern im Bundesgebiet.

Preisverleihung des Bundeswettbewerbs Demokratisch Handeln 2023 an die Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt am 13.06.2024 in Berlin (Foto: Kohlengräberland)
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19./20.02.2024  –  Demokratie-Wintergarten 2024 in Hamminkeln

Die “Kohlengräber” präsentierten NRW-Schulministerin Dorothee Feller am 19.02.2024 in Hamminkeln ihre Projektergebnisse (Foto: Kohlengräberland)

Am 19./20. Februar trafen sich die Wettbewerbsteilnehmer*innen des Bundeswettbewerbs “Demokratisch Handeln 2023” aus NRW zur Projektpräsentation, zum Erfahrungsaustausch und zu Workshops. In ihrer Projektausstellung stellten sie auch NRW-Schulministerin Dorothee Feller ihre Ergebnisse vor. Die Kohlengräber waren im Jahr 2023 gleich mit vier Projekten beim Wettbewerb angetreten:

Denkmalschutz für das St. Maria-Hilf-Krankenhaus (https://www.kohlengraeberland.de/denkmalschutz-fuer-das-st-maria-hilf-krankenhaus/

Wladyslaw Knapik – Die Geschichte meines Lebens ( https://www.kohlengraeberland.de/wladyslaw-knapik-zwangsarbeiter-der-zeche-lothringen-in-bochum-gerthe/ )

Kohlengraeberland.de – Digitales Forum für lokale Zeitgeschichte ( https://www.kohlengraeberland.de/ )

Gedenkort Lager Heinrichstraße – Die unendliche Geschichte eines Erinnerungsprojektshttps://www.kohlengraeberland.de/wp-content/uploads/2023/12/Gerthe-West-Teil-2-Projektbericht-zum-Kriegsgefangenen-und-ZwangsarbeiterInnen-Lager.pdf )

 

28.01.2024  –  Shoah-Gedenken in der Bochumer Synagoge

Anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 fand auch am 28.01.2024 eine Gedenkveranstaltung für die Opfer der Shoah in der Bochumer Synagoge statt.

Felix Lipsky, Überlebender des Ghetto Minsk (Belarus, ehem. Weißrussland), hatte in diesem Jahr Schülerinnen des Kohlengräberland-Projekts eingeladen, beim Verlesen der Namen der Shoah-Opfer aus Bochum und Wattenscheid mitzuwirken. In einem bewegenden Vortrag berichtete Felix Lipsky von den Massenmorden der Nazis in seiner Heimat und die Untergrund-Widerstandsbewegung, der sich nach ihrer Flucht aus dem Ghetto seinerzeit auch seine Mutter angeschlossen hatte.

 

27.01.2024  –  Stolperstein-Putzaktion in  Bochum-Gerthe

Stolperstein-Putzaktion am 27.01.2024 in Bochum-Gerthe (Foto: Klaus Gesk)

Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit.
Mehr als eine Million Menschen waren allein in Auschwitz zwischen März 1942 und Novem-ber 1944 in einem beispiellosen Vernichtungswillen ermordet worden. “Auschwitz” steht als Begriff für den nationalsozialistischen Rassenwahn. In Erinnerung an dieses Datum fand am Samstag, den 27. Januar 2024 der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer der Shoah und des NS-Terrors statt.

Unser Gedenken ist an diesem Tag bei den Millionen von Opfern dieses unsäglichen Mordens: Juden zuallermeist, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, Kriegsgefangene, Menschen, deren Leben eine Politik mörderischen Rassenwahns sich angemaßt hatte, für “lebensunwert” zu erklären. Initiiert vom Bochumer Kulturrar nutzten wir diesen Jahrestag, um in Bochum-Gerthe die von den „Kohlengräbern“ im Dezember 2021 und Juni 2022 verlegten „Stolpersteine“ zu reinigen und bei einem Rundgang durch Bochum-Gerthe an die Opfer der Shoah zu erinnern.