Vorwort
(Der nachfolgende Text ist im Wesentlichen entnommen aus „Gedenkbuch Opfer der Shoah aus Bochum u. Wattenscheid)[1]

Im Jahr 1932 lebten in Bochum noch 1.132 jüdische Einwohner. Direkt nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 zielten die sofort einsetzenden, antisemitischen Maßnahmen auch hier zunächst darauf ab, die jüdische Bevölkerung zur Auswanderung zu veranlassen.
Der schlimme Erfolg dieser menschenverachtenden „Politik“ lässt sich an den Bochumer Einwohnerzahlen anschaulich illustrieren: Bereits am 1. April 1934 betrug die Zahl lediglich 1.069 und am 1. April 1935 nur noch 839. Weitere Berufsverbote und die völlige wirtschaftliche Enteignung („Arisierung“) führten zu steigender Auswanderung: bis zum 10. Oktober 1938 ging in Bochum die Zahl der jüdischen Einwohnerschaft auf 644 zurück.
Die Zwangsabschiebung der sog. „Ostjuden“ nach Polen Ende Oktober und der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 zeigten der jüdischen Bevölkerung, dass nicht nur ihr Besitz, sondern auch ihr Leben unmittelbar bedroht war.

Nach dem Novemberpogrom setzte überall im Deutschen Reich unter den verbliebenen Juden eine Fluchtwelle ein, die 1939 ihren Höhepunkt erreichte. Mit dem Ausbruch des Krieges am 1. September 1939 wurden Auswanderung und Flucht allerdings nahezu unmöglich.
Als im Jahre 1941 die Deportationen einsetzten, lebten in Bochum noch 253 jüdische Einwohner, die in sog. „Judenhäusern“ zusammengepfercht worden waren. Die Deportationsorte lagen überwiegend in Osteuropa.

Nachdem die Bochumer Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt worden waren, kamen seit Juni 1944 Häftlinge aus Buchenwald als Zwangsarbeiter nach Bochum, zumeist ungarische Juden. Insgesamt betrug ihre Zahl etwa 2.000. Während ihres Einsatzes in Bochum sind nachweislich 125 von ihnen ums Leben gekommen. Die Leichen hatte man zunächst eingeäschert. Nach der Zerstörung des Bochumer Krematoriums am 4. November 1944 wurden die jüdischen Häftlinge, die bei Bombenangriffen oder durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen umgekommen waren, auf dem Jüdischen Friedhof an der Wasserstraße in Bochum-Wiemelhausen beerdigt.
Nach dem Erkenntnisstand der Autoren des im Jahr 2000 erschienenen Gedenkbuch Opfer der Shoah aus Bochum u. Wattenscheid waren aus Bochum 517, aus Wattenscheid 83 und in Bochum als Zwangsarbeiter 93 jüdische Frauen und Männer Opfer der Shoah geworden.
[1] Gedenkbuch: Opfer der Shoah aus Bochum und Wattenscheid; Manfred Keller, Hubert Schneider, Johannes Volker Wagner (Hg.); Verlag Kamp, Bochum 2000.
Stolpersteine in Bochum-Gerthe
Seit 2004 werden auch in Bochum „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig zur Erinnerung an die Shoah-Opfer verlegt. Sie finden sich überall im Stadtgebiet, und zwar genau dort, wo Menschen wohnten, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden. Als Initiatoren und Paten für einzelne „Stolpersteine“ engagieren sich Privatpersonen, Vereine, Verbände, Parteien, Schulen, Auszubildende und andere. Sie recherchieren zu den Biografien derer, an die die „Stolpersteine“ erinnern.
Im Dezember 2021 und Juni 2022 wurden aufgrund der Initiative der Kohlengräberland-Geschichtswerkstatt Stolpersteine zum Gedenken an die jüdischen Familien Müntz, Ortheiler, Fröhlich, Reiß und Rosenthal durch Gunter Demnig verlegt, um an die Schicksale dieser Gerther Opfer der Shoah zu erinnern.
Unter den nachfolgenden Links gelangen Sie zu ausführlichen Hintergrundinformationen zu den verfolgten jüdischen Familien aus Bochum-Gerthe:
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| Die Familie Müntz |
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Anm. d. Red.: Zur Erinnerungs- und Gedenkkultur der Stadt Bochum
Es ist bedauerlich, dass Geschichtsinteressierte auf der Homepage der Stadt Bochum vergeblich nach einer aktualisierten Liste der Bochumer Shoah-Opfer sucht. Unter den Suchbegriff „Shoah“ findet die städtische Suchmaschine keine Ergebnisse, stattdessen wird man auf einzelne Standorte jüdischen Lebens unter der Rubrik „Leidens-Wege in Bochum 1933 bis 1945“ verwiesen.
Nach langer, unerfreulicher Suche stößt man lediglich auf den Literaturhinweis zum „Gedenkbuch für die Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid“, das im Jahre 2000 von Manfred Keller, Hubert Schneider und Johannes Volker Wagner herausgegeben wurde.
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